نبذة مختصرة : Diese Arbeit untersucht nationalistisch geprägte Menschenfeindlichkeit und die Entwicklung des Neonazismus im ehemaligen Bezirk Suhl/Südthüringen. Dabei werden verschiedene Akteure wie staatliche Sicherheitsbehörden, gesellschaftliche Instanzen, lokale Initiativen und neonazistische Gruppierungen beleuchtet. Die Analyse stützt sich auf Zeitungsartikel, Interviews und Archivmaterialien wie Akten des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR. Ein mikrohistorischer Ansatz wird angewandt, um regionale Eigenheiten herauszuarbeiten und die komplexe Dynamik des Aufkommens und der Bekämpfung des Neonazismus in drei Thesen herauszuarbeiten: I. Seit der Gründung des Bezirks 1952 lassen sich kontinuierliche unterschiedliche Ideologien der Ungleichwertigkeit nachweisen. Und dennoch gab es im Vergleich zu anderen DDR-Bezirken in der zweiten Hälfte der 1980er-Jahre weder einen signifikanten Anstieg antisemitischer Vorfälle, noch eine Dominanz von subkulturellem Neonazismus. Das Fehlen einer ausgeprägten Skin- und Hooligan-Szene als Trägermilieu verzögerte dessen Entstehung. II. Die über Schlüsselerlebnisse mit Neonazis politisierte Punk-Szene in Suhl und Meiningen etablierte einen nicht staatlichen und undogmatischen Antifaschismus, der die Ausbreitung des Neonazismus bis Mitte der 1990er-Jahre behinderte. III. Infolge der Umbruchskrisen und massenhafter Enttäuschungen in der Transformationszeit entstand eine strukturelle benachteiligte Region. Eine vorurteilsgeprägte Konkurrenzkultur, gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit in der Mehrheitsgesellschaft sowie weiter existierende Ideologien in den Behörden mündeten in einer Welle von Nationalismus und Gewalt. Hierunter fast zerrieben wurde jener eigenständige, nicht staatliche Antifaschismus in der Jugendkultur, der für eine Eindämmung extrem rechter Tendenzen gesorgt hatte. Die Arbeit zeigt, wie politische Paradigmen und (staatliche) Antifaschismusverständnisse die Auseinandersetzung mit Neonazismus beeinflussten.
This thesis examines nationalist misanthropy and the development of neo-Nazism in the former district of Suhl/South Thuringia. Various players such as state security authorities, social authorities, local initiatives and neo-Nazi groups are researched. The analysis is based on newspaper articles, interviews and archive material such as documents from the GDR Ministry for State Security. A micro-historical approach is used to work out regional characteristics and the complex dynamics of the emergence of and fight against neo-Nazism in three theses: I. Since the founding of the district in 1952, different ideologies of inequality have been continuously evident. And yet, compared to other GDR districts, there was neither a significant increase in anti-Semitic incidents nor a dominance of subcultural neo-Nazism in the second half of the 1980s. The lack of a distinct skinhead and hooligan scene as a supporting environment delayed its development. II. The punk scene in Suhl and Meiningen, politicized by key experiences with neo-Nazis, established a non-governmental and undogmatic anti-fascism that hindered the spread of neo-Nazism until the mid-1990s. III. As a result of the crises of upheaval and mass disappointments during the period of transformation, a structurally disadvantaged region emerged. A prejudiced culture of competition, group-based misanthropy in the majority of the society and persistent ideologies in the authorities led to a wave of nationalism and violence. The independent, non-state anti-fascism in youth culture, which had ensured that extreme right-wing tendencies were contained, was almost crushed by this. The work shows how political paradigms and (state) understandings of anti-fascism influenced the confrontation with neo-Nazism.
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