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Die Literaturwissenschaften und der spatial turn : Ansätze bei Jurij Lotman und Michail Bachtin

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  • معلومة اضافية
    • Contributors:
      University of Zurich; Hallet, Wolfgang; Neumann, Birgit; Frank, Michael C
    • الموضوع:
      2009
    • نبذة مختصرة :
      Der facherubergreifende Forschungstrend, der – mit einem Begriff des Geographen Edward Soja – als 'spatial turn' bezeichnet wird, lasst sich als "Hinwendung zu Fragen sozialer Raumlichkeit" bei einer "gleichzeitigen Uberwindung eines bestimmten Begriffs von Raum" verstehen (Stephan Gunzel). Demnach wurde mit dem 'spatial turn' nicht blos ein neuer Gegenstandsbereich erschlossen (die raumliche Eingebundenheit gesellschaftlicher Prozesse), sondern auch die Kategorie 'Raum' selbst umgedeutet, in sozialkonstruktivistischer Weise. Im Vordergrund stehen folglich zweierlei Dinge: einerseits die raumlichen Bedingungen sozialer Prozesse, andererseits – und in umgekehrter Blickrichtung – die sozialen Einflusse auf die "Produktion des Raums" (Henri Lefebvre). Zu dieser transdisziplinaren Neuorientierung konnen die Literaturwissenschaften einen eigenen Beitrag leisten, der die kulturelle Produktion des Raums in den Fokus ruckt. Theoretische Anknupfungspunkte dafur finden sich bereits in alteren, zu neuer Aktualitat gekommenen Ansatzen. Fernab des 'spatial turn' lesen etwa Jurij Lotman und Michail Bachtin Erzahltexte als Schlussel zur kulturellen Konstruktion der Wirklichkeit, wobei sie die raumliche Beschaffenheit dieser Wirklichkeitskonstruktion in den Vordergrund stellen: Die raumliche Struktur der fiktionalen Welt des Textes, so lautet ihre gemeinsame Uberzeugung, gibt Aufschluss uber die Struktur des dazugehorigen 'Weltbildes'. Dabei gehen Lotman und Bachtin nicht von einem einfachen Abbildungsverhaltnis zwischen literarischem Text und kultureller Wirklichkeit aus. Was im Text reproduziert, aber auch in Frage gestellt wird, ist ihnen zufolge das raumliche Grundmuster der Wirklichkeitskonstruktion, in reduzierter und literarisch transformierter Form. Lotman ist primar daran interessiert, wie raumliche Gegebenheiten mit nicht-raumlichen Bedeutungen aufgeladen werden, so dass unterschiedliche semantische Felder entstehen, zwischen denen literarische Figuren hin- und herwechseln – ein Konzept des Grenzgangertums, das er spater in sein weitreichenderes Modell der Semiosphare integriert. Bachtins Aufmerksamkeit gilt hingegen dem Zusammenspiel zwischen Raum und Zeit, womit er zugleich die Grenzen des 'spatial turn' vor Augen fuhrt (als bewusste Uberakzentuierung des Faktors Raum auf Kosten des Faktors Zeit, mit dem Theoretiker wie Edward Soja die bisherige Dominanz des Historismus' auszugleichen versuchten): Bachtin zufolge beinhaltet die kulturelle Produktion von Raum immer die Produktion von Zeit, was sich an den konkreten Chonotopoi literarischer Texte ablesen lasst.
    • File Description:
      application/pdf; Frank - Die Literaturwissenschaften und der 'spatial turn' - 2009.pdf - application/pdf
    • Rights:
      OPEN
    • الرقم المعرف:
      edsair.doi.dedup.....d82ac109be84d8557df1f9a636da93dd